
Zusammenfassung

Dr. Berndt Birkner
AGAF FASGE FACP FEBG
Präsident Netzwerk gegen Darmkrebs e.V. und Kurator Felix Burda Stiftung
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Interessierte,
im Namen des Netzwerks gegen Darmkrebs blicke ich mit großer Freude auf unser diesjähriges Auftaktsymposium zum Darmkrebsmonat März 2025 zurück. Es war eine äußerst informative und erfolgreiche Veranstaltung, die wir Ihnen nun gerne in Form der Aufzeichnungen hier auf unserer Webseite zugänglich machen möchten.
Ein ganz besonderer und herzlicher Dank gilt unserer äußerst charmanten und überaus kompetenten Moderatorin, Nina Ruge, die uns die gesamte Veranstaltung über souverän und mit ihrer gewohnt professionellen Art durch das vielfältige Programm geführt hat. Ihre langjährige und treue Unterstützung unseres Netzwerks und insbesondere der Felix Burda Stiftung ist für uns von unschätzbarem Wert.
Ebenso möchte ich mich von Herzen bei allen hochkarätigen Referentinnen und Referenten bedanken, die mit ihren spannenden Vorträgen maßgeblich zum Erfolg des Symposiums beigetragen haben. Ihre Expertise und ihre neuesten Erkenntnisse zur Prävention und Früherkennung des kolorektalen Karzinoms waren für uns alle sehr bereichernd.
Wir haben Einblicke in die Digitalisierung der Früherkennung, die politischen Initiativen zur Prävention in Bayern, die aktuellen Empfehlungen zur Vorsorge, die zentrale Rolle der Hausärzte, die Bedeutung der Ernährung, inklusive der Mediterranen Küche, die präventive und therapeutische Kraft der Bewegung sowie den kritischen Blick auf Mikronährstoffe erhalten. Auch die Perspektive der Krankenkassen auf die Prävention war ein wichtiger Bestandteil unseres Programms.
Besonders erfreulich war die rege Teilnahme an unserem Online-Symposium. Knapp 600 interessierten Zuschauerinnen und Zuschauer konnte dadurch das Thema Darmkrebsprävention und Früherkennung via Livestream über der Plattform StreamedUp nähergebracht werden.
Für all jene, die das Symposium live verpasst haben oder einzelne Beiträge noch einmal ansehen möchten, stehen ab sofort alle Vorträge der Referentinnen und Referenten als Aufzeichnungen auf dieser Webseite zur Verfügung. On-demand ist das gesamte Format bei StreamedUp und zertifiziert bei Coliquio verfügbar. Nutzen Sie die Gelegenheit, sich umfassend zu informieren und von dem geballten Wissen unserer Expertinnen und Experten zu profitieren.
Vielen Dank nochmals an alle Beteiligten für diesen gelungenen Auftakt in den Darmkrebsmonat März!
Ihr
Dr. Berndt Birkner AGAF FACP FASGE FEBG
Präsident Netzwerk gegen Darmkrebs e.V.
Kurator Felix Burda Stiftung
Dr. Berndt Birkner AGAF FACP FASGE FEBG
Internist mit dem Schwerpunkt Gastroenterologie – und Kurator der Felix Burda Stiftung. Er ist Präsident des Netzwerks gegen Darmkrebs e.V. und Initiator dieses Symposiums.
StMin Judith Gerlach, MDL
Schirmherrin diese Events und Bayerische Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention.
Prof. Dr. med. Heiner Wedemeyer
Präsident der DGVS, der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten, und Direktor der Klinik für Gastroenterologie der Medizinischen Hochschule Hannover. Zudem ist er Verfechter der personalisierten Prävention! Seine Schwerpunkte umfassen das gesamte Gebiet der Gastroenterologie und Hepatologie sowie die Infektiologie und Transplantationsmedizin.
Prof. Dr. med. Christoph Sarrazin
Mitglied des Vorstands der größten Fachgesellschaft der Internisten Deutschlands, der DGIM.
Er ist Chefarzt der Medizinischen Klinik II am St. Josefs-Hospital Wiesbaden sowie Leiter des Leberzentrums Wiesbaden zusammen mit dem Medicum Wiesbaden. Er ist Facharzt für Innere Medizin ebenfalls mit dem Schwerpunkt Gastroenterologie/Hepatologie.
Digitalisierung in der Früherkennung
Dr. Berndt Birkner AGAF FASGE FACP FEBG
ist Internist mit dem Schwerpunkt Gastroenterologie – und Kurator der Felix Burda Stiftung. Er ist Präsident des Netzwerks gegen Darmkrebs e.V. und Initiator dieses Symposiums.
Die Digitalisierung bietet enormes Potenzial für die Krebsfrüherkennung, insbesondere bei Darmkrebs. Trotz eines organisierten Programms seit 2019 bleiben viele Innovationen Absichtserklärungen. Bürokratie und Verordnungen bremsen Fortschritte, wie die verzögerte TI 2.0 zeigen. Dabei entwickeln sich Wearables und KI rasant weiter und könnten durch Interoperabilität, Datensicherheit und Patientenbeteiligung entscheidend zur Früherkennung beitragen. Home-remote-Anwendungen wie digitale Stuhltests bleiben jedoch weitestgehend ungenutzt, obwohl sie die niedrige Teilnahmequote verbessern könnten. Die Zukunft der digitalen Früherkennung ist vielversprechend – wir müssen sie aktiv gestalten. Das Netzwerk gegen Darmkrebs e.V. setzt sich gezielt für Innovationen in der Darmkrebsfrüherkennung ein!
Primärprävention – Eine Aufgabe der Gesundheitspolitik?
Dr. med. Martina Enke
studierte Humanmedizin an der Freien Universität Berlin und anschließend am Institut für Arbeitsmedizin.
Dabei legte sie den Fokus auf Prävention – zunächst in der Landeszentrale für Gesundheit in Bayern als Herausgeberin und Redakteurin vieler Publikationen und inzwischen seit mehr als zehn Jahren im bayerischen Gesundheitsministerium. Seit 2024 leitet sie das Referat für Prävention, Gesundheitsförderung und Medizinische Fachangelegenheiten im Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention
Wir alle können eigenverantwortlich viel dazu beitragen, das persönliche Risiko zu senken, an Darmkrebs zu erkranken. Zu den bekannten Schutzfaktoren gehören ausreichende Bewegung, Vermeidung von Übergewicht, Alkohol und Rauchen sowie eine gesunde Ernährung. Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention setzt mit der Entwicklung eines Masterplans Prävention bei diesen Stellschrauben an, damit alle Menschen in Bayern ein möglichst gesundes Leben führen können. Wir verstehen Primärprävention als gesamtgesellschaftliche Aufgabe und erarbeiten den Plan in einem partizipativen Prozess mit einer Vielzahl von Partnern, damit durch das Verhalten und die Verhältnisse Krebs bestenfalls gar nicht erst entsteht. ___________________________
Die präventive Kraft der Ernährung
Prof. em. Dr. med. Hans Hauner
ist Facharzt für Innere Medizin mit dem Schwerpunkt Endokrinologie und Diabetologie und hat die AG Ernährung und Krebs innerhalb des Tumorzentrums München aufgebaut und bis vor zwei Jahren selbst geleitet. Er ist Emeritus und leitet das Else-Körner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin an der TU München.
Schon lange ist bekannt, dass viele Krebserkrankungen durch eine ungünstige Ernährung gefördert werden. Der Einfluss der Ernährung ist beim Darmkrebs besonders deutlich, sodass ungünstige Ernährung für bis zu zwei Drittel aller Neuerkrankungen verantwortlich gemacht werden. So haben Menschen mit Adipositas (BMI größergleich 30 kg/m²) ein doppelt so hohes Darmkrebsrisiko wie Menschen mit Normalgewicht (BMI kleiner 25 kg/m²). Ernährungsfaktoren wie ein hoher Verzehr von (fetten) Fleischwaren (z.B. Wurst) und regelmäßiger Alkoholkonsum fördern die Entstehung von Darmkrebs. Dagegen haben eine pflanzlich betonte Ernährung mit reichlich Ballaststoffen (z.B. viel Vollkornprodukte, Obst, Gemüse) und ein regelmäßiger Verzehr von Milch und Milchprodukten (2 Portionen am Tag) eine schützende Wirkung. Ein solche Ernährung schützt gleichzeitig auch vor vielen anderen Krebserkrankungen und Wohlstandskrankheiten.
Mediterrane Küche: Wissenschaft trifft Lebensfreude
Oliver Glowig
ist ein Sternekoch aus Paestum, Italien, kennt aus eigener Erfahrung die kraftvolle Wirkung entzündungshemmender Ernährung – denn er hat Morbus Crohn überwunden.
Das vorgestellte Rezept ist ein Gericht aus gemischten Hülsenfrüchten mit grüner Soße und aromatischen Kräutern. Es werden fünf verschiedene Hülsenfrüchte aus dem Chilento verwendet: weiße Bohnen aus Kontrone, Kichererbsen, schwarze Kichererbsen, Augenbohnen und Graserbsen. Diese werden in kaltem Wasser mit Karotten, Sellerie, Zwiebeln, Thymian (Zitronenthymian) und Lorbeerblatt gekocht. Die weißen Bohnen werden separat gegart, mariniert mit zerdrückter Knoblauchzehe, Zitronenthymian und Olivenöl, und anschließend zu einer Creme püriert. Die anderen Hülsenfrüchte werden nach dem Garen separat aufbewahrt und später mit Salz und Olivenöl gewürzt. Frische grüne Bohnen werden ebenfalls gewürzt. Die grüne Soße wird aus gekochtem Eigelb, Kapern, Sardellen, Petersilienblättern, etwas Weißbrot und nativem Olivenöl zubereitet und cremig gemixt. Für die Fertigstellung wird die weiße Bohnencreme als Basis auf einen Teller gegeben und mit den verschiedenen Hülsenfrüchten belegt. Anschließend werden frische grüne Bohnen und die grüne Soße hinzugefügt und mit frischen Kräutern wie Bohnenkraut und Rosmarinblüten garniert. Das Gericht ist Teil des vegetarischen Menüs des Kochs und zeichnet sich durch die Verwendung frischer, regionaler Produkte aus dem Chilento aus, der als Wiege der mediterranen Diät gilt.
Bewegung und Sport als Schlüssel der Darmgesundheit
Univ.-Prof. Dr. med. Martin Halle
ist ärztlicher Direktor des Lehrstuhls der Präventiven Sportmedizin und Sportkardiologie an der TU München. Er ist Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Sportmedizin.
Regelmäßige Bewegung senkt das Risiko für Kolonkarzinome und verbessert Therapieergebnisse. Myokine, durch Muskelaktivität freigesetzte Botenstoffe, beeinflussen nachweislich die Polypenbildung. Zudem kann körperliche Aktivität die Toleranz für Chemotherapie steigern, Nebenwirkungen reduzieren und die Lebensqualität verbessern. Dies ist sowohl im psychischen wie physischen Kontext zu sehen. Besonders der Erhalt der Muskelmasse spielt eine Schlüsselrolle. Studien belegen eine prognostische Verbesserung, insbesondere im Stadium III. Bewegung sollte daher frühzeitig in die Therapie integriert und mit weiteren Lebensstilfaktoren wie Rauch- und Alkoholverzicht kombiniert werden.
Mikronährstoffe und Co. als präventive Helfer?
Prof. Dr. med. Jutta Hübner
ist Professorin für integrative Onkologie und Fachärztin an der Uniklinik Jena u.a. für Innere Medizin, Hämatologie und Internistische Onkologie. Sie ist die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Prävention und integrative Onkologie der Deutschen Krebsgesellschaft.
An Krebs zu erkranken, fürchten viele Menschen. Dabei gibt es gute Möglichkeiten selbst etwas zu tun und das Risiko zu senken. Auch wenn wir nicht jede Krebserkrankung verhindern können, sind es wenige und einfache Regeln, die unsere Chancen verbessern nicht zu erkranken, bzw. wenn wir erkranken, möglichst gut durch die Therapie zu kommen und bessere Therapieergebnisse - und damit eine bessere Prognose zu haben. Superfood, Nahrungsergänzungsmittel und Co. - "Auch wenn es doch nicht nützt, kann es zumindest nicht schaden, oder?" Prof. Dr. med. Jutta Hübner zeigt auf Basis wissenschaftlicher Datenlage auf, welche Möglichkeiten Mikronährstoffe und Nahrungsergänzungsmittel in der Onkologie bieten, oder eben nicht.
Können die gesetzlichen Krankenkassen die Zukunft der DKFE sichern?
Franziska Beckebans
ist studierte Sozialwissenschaftlerin und Gesundheitsökonomin. Sie ist Bereichsleiterin im Kundenmanagement und Versorgung bei der Siemens Betriebskrankenkasse.
Darmkrebs entsteht in 90 % der Fälle durch entartete Darmpolypen. Durch Aufklärung und niedrigschwellige Früherkennung wie einfache Heimtests können Darmkrebs und seine Vorstufen verhindert oder frühzeitig erkannt werden. Doch mit Teilnahmequoten von unter 20 Prozent wird das Potenzial der Früherkennung in Deutschland nicht annähernd ausgeschöpft. Niedrigschwellige Heimtests bieten hier eine vielversprechende Lösung: Sie entlasten Arztpraxen, schaffen einen einfachen Zugang und mobilisieren neue Zielgruppen. Im Pilotprojekt der SBK Siemens-Betriebskrankenkasse testeten rund 9.000 Versicherte das Heimkit eines ‘digitalen Stuhltests‘. Die Auswertung der Ergebnisse bestätigt den Mehrwert: Die Positivrate der eingereichten Proben lag bei 10 Prozent. Besonders auffällig war die hohe Teilnahmequote der Männer: Mit 52 Prozent, deutlich über den 32 Prozent in der Regelversorgung. Einen weiteren entscheidenden Beitrag leisten gesetzliche Krankenkassen durch ihre Präventionsangebote – sei es durch Aufklärung, Ernährungs- und Bewegungsprogramme oder Primärprävention in Unternehmen. Gerade in dieser Verzahnung von Früherkennung und Prävention liegt die Stärke der gesetzlichen Krankenkassen.